Wie versprochen eine Kleinigkeit zu meinem Steampunk-SC:
Erste Seite eines unbetitelten Notizbuchs:
Wenn jemand diese Zeilen liest, findet er mich vermutlich nicht mehr unter den Lebenden. In den nächsten paar Stunden nehme ich ein Risiko auf mich das leicht tödlich ausgehen könnte - und nur noch weitere Risiken nach sich zieht, sollte ich damit davonkommen.
Man sollte wirklich meinen, ich hätte meine Lektion schon vor Jahren gelernt.
Tagebuch zu führen war nie mein Stil, aber ich brauche einen Platz für all die Erkenntnisse, die ich mir von diesem Leichtsinn erhoffe. Nicht, weil ich glaube, ich käme mit einer Gehirnwäsche davon, wenn man mich erwischt sondern eher, weil so die Hoffnung besteht daß irgendwer anders sie verwerten, meine Arbeit vielleicht fortsetzen kann.
Um die Unbeteiligten und die Hilfreichen zu schützen, werde ich deren Namen und Adressen nicht im Klartext nennen. Das gilt auch für mich. Nennen wir mich D T Snek.
Über die Beteiligten der finsteren Machenschaften denen ich nachschnüffle werde ich dagegen so genaue Angaben machen wie ich kann. Falls einer von denen dies hier lesen sollte: Freut euch nicht zu früh, ich war nur einer von vielen.
Alle anderen fragen sich vielleicht jetzt, warum ich mein Leben aufs Spiel setze. Was ich für so wichtig halte daß es das Risiko wert ist. Habe ich etwa keine Vorstellung davon, was es wirklich bedeutet, von Leuten tot gesehen werden zu wollen?
Und ob ich die habe. Mehr als sechs Jahre lang habe ich mein Geld damit verdient, in Krisengebiete zu reisen - vorzugsweise solche, in denen Kingsporter Truppen kämpften - mit Einheimischen und Soldaten zu reden und mir eine eigene Vorstellung von den Verhältnissen im Lande zu machen...und meine Berichte an die heimatlichen Zeitungen zu verkaufen, damit deren Reporter darüber schreiben konnten als wären sie wirklich da gewesen!
Das hat mir nicht nur zu meinem Startkapital für eine Karriere als unabhängiger Schriftsteller verholfen, sondern auch zu der Absicht, den Rest meiner Tage so friedlich wie möglich zu verleben.
Aber heute, mehr als zehn Jahre später, bleibt mir einfach keine andere Wahl mehr. Ich muß ein paar Sachen herausfinden, und das nicht nur um meiner selbst willen:
Nicht nur habe ich eindeutige Hinweise darauf daß entweder meiner Schwester oder vielleicht mir selbst etwas zugestoßen ist , das ich nicht verstehe - es haben sich auch gewisse Leute mit mir in Verbindung gesetzt. Leute, die angeblich schon seit langer Zeit traditionelle Verbindungen zu unserer Familie haben. Leute, die teilweise sogar entfernte Verwandtschaft sein könnten...
Und was diese Lerute zu sagen hatten, machte leider nur allzu viel Sinn.
In den letzten Jahren ist die Welt immer finsterer geworden, die beunruhigenden Gerüchte immer mehr. Aber zumindest waren alle richtigen Greueltaten immer weit weg, und die unsicher gewordenen Landstriche praktisch unbewohnt. "Es betrifft uns hier nicht", denken wir und trösten uns mit der Sicherheit unserer Stadt. Der Gedanke, daß all die finsteren Nachrichten tatsächlich auf ein globales Problem zurückgehen, ein einzelnes, koordiniertes Phänomen, kommt kaum jemandem.
Der Gedanke, daß dieses koordinierte Phänomen genug Verstand hat, um in Städten heimlich vorzugehen ist unerträglich.
Unsere schlimmste Schwäche ist ein Mangel an konkreten Informationen. Nur Wissen und Zusammenarbeit können etwas ausrichten. Und deshalb werde ich heute Abend herausfinden, was Cromley's Club (Ecke 37ste und Willow Drive) jeden Mittwoch zu nachtschlafender Zeit geliefert bekommt, nur um es drei Tage später unter ähnlichen Bedingungen wieder abzutransportieren.
Sollte mein letzter Eintrag jemals älter als 15 Tage sein, habe ich bestenfalls das Land verlassen.